Kölner Rundschau Nr.127, 03.06.2001
Vorwürfe gegen Biedi sind Quatsch
Bauunternehmer Heinz Barth nimmt seinen Freund Biedenkopf in Sachen Behördencenter Paunsdorf in Schutz
Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf hat sich bereits im Untersuchungsausschuss des Landtags zu den Vorwürfen geäußert, er habe bei Bau und Vermietung des Behördencenters im Leipziger Stadtteil Paunsdorf zum Schaden seines Landes gehandelt. Jetzt erklärte Ex-Ministerialdirigent Michael Muster im Untersuchungsausschuss, Biedenkopf habe ihn persönlich aufgefordert, beschleunigt die Anmietung der Büros für Landesbehörden zu betreiben, Damit kommt der Kölner Unternehmer und Biedenkopf-Freund Heinz Barth ins Spiel, der das Bürocenter gebaut hat,
Anschuldigungen ärgern ihn sehr
Barth rechnet damit, ebenfalls vor dem Ausschuss vernommen zu werden. Deshalb will er vorab keine Details nennen; die „Vorwürfe und Unterstellungen" gegenüber seinem Freund Biedenkopf ärgern ihn aber dermaßen, dass er zum Interview mit der Rundschau bereit war. Sämtliche Anschuldigungen verdienen seiner Meinung nach nur eine Vokabel: „Quatsch"
Zum Beispiel die Behauptung, er habe den 53 000 Quadratmeter großen Komplex gebaut und Mitte 7993 dann geradezu verzweifelt Mieter gesucht, woraufhin ihm Biedenkopf elf Behörden als Mieter vermittelt habe. „Tatsache ist", kontert Heinz Barth, „dass ich Ende April 1993 die Baugenehmigung hatte, aber nicht anfangen durfte, ehe nicht die Bauvorlage nur, dem Prüfvermerk versehen war."
Erst Ende 1993 habe er der Baufirma den Auftrag erteilt und sich nach Mietern umgesehen, bezogen wurde der Bau 1995. Ich habe meine Mannen rechnen lassen und auf Grund der Zahlen entschieden: Ich vermiete für 20 Mark plus Mehrwertsteuer pro Quadratmeter. Da haben meine eigenen Leute gesagt: Jetzt ist der Alte verrückt geworden." Denn zu dem Zeitpunkt habe es in Leipzig keine Büroräume für unter 40 Mark den Quadratmeter gegeben, „es gab sogar Unternehmen, auch aus Köln, die haben 60 Mark verlangt. Diese Büros stehen heute noch leer".
Unter den elf Behörden sind unter anderen das sächsische Staatsarchiv oder das Polizeipräsidium, die beide zahlreiche bauliche –teure- Sonderwünsche gehabt hatten. „Unser Preis", resümiert Heine Barth, „war sensationell günstig."
Daraufhin hätten ihm die Interessenten naturgemäß „die Bude eingerannt"; es könne keine Rede davon sein, dass sein Freund „Biedi" ihm aus der Patsche hätte helfen müssen Ex-Finanzminister Georg Milbradt hatte zudem vor dem Ausschuss bestätigt, das Land sei auf die Büros angewiesen gewesen, weil es damals kein Alternativobjekt gab. Heute gebe es zwar in der Tat andere preisgünstige Immobilien am Markt, manche sogar für 15 Mark den Quadratmeter, aber kein Mensch fragt, wieso. Als bald nach dem Mauerfall die 50-prozentige Sonderabschreibung kam, haben die Abkocher wie die Verrückten im Osten gebaut und den Anlegern hier das Geld abgenommen. Es wurde weit über den Bedarf hinaus gebaut, und die Hälfte der Bürobauten steht jetzt leer. Da ist mancher froh, dass er überhaupt Mieter findet, selbst zum Minimalpreis".
Genauso ärgern Barth Behauptungen der sächsischen PDS, wonach „dem Land Sachsen ein Schaden von 350 Millionen entstanden" sei. „Da nehme ich mir den Rechner zur Hand. 53.000 Quadratmeter zu 23,50 Mark macht in zwölf Monaten rund 15 Millionen Mark Miete; das sind bei 25 Jahren Laufzeit 375 Millionen, denen ja die Nutzung des Gebäudes gegenüber steht. Wo ist da der Schaden von 350 Millionen?" empört sich Barth. „Das ist alles eine politische Mache. Die Roten versuchen, daraus was zu kochen."
Auch manche Medien kochten ihr eigenes Süppchen, etwa indem sie korrekt, aber nicht vollständig berichteten. So sei auf eine „Focus"-Meldung die weit
gestreute Story zurückzuführen, Heinz Barth habe der sächsischen CDU kräftig gespendet. „Ich habe Geld gegeben, das stimmt. Aber die haben „vergessen“ zu schreiben, wieviel! Es waren genau 50 Mark." Dies, versichert der Unternehmer, könne er an Hand seiner Bürounterlagen beweisen.
Noch lächerlicher findet der 76-Jährige die Aussage, das Land - und damit natürlich Kurt Biedenkopf habe ihm das Grundstück zu billig verkauft. „Das Land konnte mir gar nichts verkaufen, denn es besaß von dem Gelände in Leipzig, das ich gekauft habe, keinen einzigen Quadratmeter!"
Grundstück von Bauern und Treuhand gekauft
Barth sagt, er habe das Land größtenteils von Bauern gekauft für 100 Mark den Quadratmeter; einen relativ kleinen Teil habe er von der Treuhand für 40 Mark pro Quadratmeter erworben, für 80 Mark auf eigene Kosten erschlossen, Straßen gebaut und kostenlos an die Stadt Leipzig übertragen. „Also auch hier keine „Amigo“ - Dienste vom Ministerpräsidenten." Der sagte über Barth: „Ich wünschte, wir hätten 500 solcher Freunde. Nicht: die brauchen uns: Wir brauchen die."
Und dann noch das Gerücht, Kurt Biedenkopf oder seine Frau Ingrid seien an Barths Firmen oder seinen Projekten beteiligt. „Zu keiner Zeit!" donnert der Kölner Unternehmer, der aus Chemnitz stammt und stolz darauf ist, seit der Wende in seinem Heimatland Sachsen rund eine Milliarde Mark investiert zu haben, „Kurt Biedenkopf hat auch finanziell eine Menge aufgegeben, als er Ministerpräsident in Sachsen wurde. Er hat sich aufgeopfert für sein Land." Und deshalb habe Barth jetzt Stellung genommen: „Wegen all der Unterstellungen habe ich einfach die Schnauze voll."
(Von Stefan Volberg)