Dresdner Morgenpost, 06.12.2001
Kunckel, nicht Brutus
Kommentar von Stefan Rössel
DRESDEN. Sogar Karl-Heinz Kunckel reicht es nun mit den Paunsdorf-Verstrickungen von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf. Der frühere SPD-Landes- und Fraktions-Chef Kunckel hätte so gerne eine Koalition mit Biedenkopf gebildet. Und die Art, wie der SPD-Abgeordnete
Karl Nolle den Regierungs-Chef seit Monaten angreift, widerte den feinen Kunckel immer an. Da müssen die Motive schon hohes Maß an Objektivität haben, dass selbst Kunckel für die Rücktrittsforderung an Biedenkopf wirbt.
Mit ihrem Paukenschlag schweißt die SPD gewiss die CDU-Fraktion noch einmal pro Biedenkopf zusammen. Aber nur nach außen hin. Intern steigt sichtbar das Entsetzen über das, was Biedenkopf inzwischen alles angelastet wird. Viele CDU-Fraktionäre halten ihn für hochgradig angeschlagen. Nur so sind Befürchtungen erklärbar, er könne ihnen ein Vertrauensvotum abverlangen.
Es gibt Parteisoldaten, die drängen darauf, dem alten Herrn einen Abschied mit Glanz und Gloria zu bereiten, wenn er bald geht. Wenn er bleibt, müsse er die Koffer allein über die Brücke tragen. Aber wer könnte dem Professor so etwas sagen?
(Stefan Rössel)