Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 17.01.2002

Biedenkopf rechnet ab

Kommentar von Peter Rzepus
 
„Was Kurt Biedenkopf vielleicht als befreienden Säbelhieb geplant hatte, droht ihm jetzt die eigenen Beine wegzusensen", haben wir an dieser Stelle vor einem Jahr gewarnt, als sich der Machtkampf zwischen ihm und seinem frisch gefeuerten Finanzminister Georg Milbradt abzuzeichnen begann. Es ist nun genau so gekommen.

Der gestern verkündete Abschied des Ministerpräsidenten hat nach den lähmenden Monaten der Beschäftigung von Regierung und CDU mit Affären und Rücktrittstermin niemanden überrascht. Dass Biedenkopf letztlich am kürzeren Hebel saß auch nicht.

Überraschend ist dagegen, wie garstig der Ministerpräsident gestern seinen Abgang einleitete. Als wäre er Oppositionsführer, warf Biedenkopf seiner CDU vor, sie vor allem sei schuld an seiner misslichen Lage. Weil sie gegen seinen erklärten Willen ausgerechnet Milbradt zum Parteichef wählte, habe sie ihm damit den Boden für die weitere Zusammenarbeit entzogen.

Eine Mehrheitsentscheidung, die Biedenkopf zwar zur Kenntnis nimmt, aber nicht akzeptiert. Da schimmert ein merkwürdiges Demokratieverständnis durch: Der König straft sein Volk, weil es ihm nicht folgte.

Biedenkopf tut sich keinen Gefallen, wenn er so mit seiner Partei abrechnet und ihr heute vorwirft, sie habe dem Königsmörder das Schwert in die Hand gegeben. Dieses Verhältnis ist offenbar genauso zerrüttet, wie das zu Milbradt: ein tiefer Graben.

Biedenkopf hinterlässt viel in Sachsen - am Ende aber leider auch viel verbrannte Erde. Das scheint ihm sogar klar zu sein, denn die Frage, ob er in Sachsen bleibe, wollte er gestern nicht beantworten.
(Peter Rzepus)

Karl Nolle im Webseitentest
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