BILD-Zeitung Dresden, 22.01.2002
Milbradt gewinnt an Macht
Nach Biedenkopfs Attacken
Neue Schlappe für Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (71, CDU). Seine rüde Attacke gegen CDU-Chef Georg Milbradt (56) geht nach hinten los. Die Angriffe haben Milbradt sogar noch gestärkt.
Vor einem Jahr feuerte Biedenkopf seinen erfolgreichen Finanzminister. Doch Milbradt gelang ein beispielloses Comeback. Im September wählte die sächsische CDU Milbradt zum neuen Vorsitzenden.
Bei seiner Rücktrittserklärung vor einer Woche trat Biedenkopf noch mal nach. Er warf der Parteispitze Intrigen vor. Sie hätte zusammen mit der Opposition seinen Rücktritt betrieben.
Selbst nach dieser Breitseite stürzte Milbradt nicht brennend in die Tiefe. Viele aus Fraktion und Partei stehen ihm jetzt bei.
Nach mehreren Kreisvorsitzenden sprechen sich auch die CDU-Chefs von Görlitz und Dresden, Volker Bandmann und Friederike de Haas, für Milbradt als Nachfolger aus. CDU-Generalsekretär Hermann Winkler (38): „Die Stimmung kippt." Und zwar gegen Biedenkopf.
Noch versuchen dessen Anhänger, bei CDU-Landräten eine Front gegen Milbradt aufzubauen, so die Nachrichtenagentur AP. Als Gegenkandidat ist Finanzminister Thomas de Maiziere im Gespräch.
Nur: Der äußert sich nicht. Und die Zeit läuft ihm davon. Bereits am Sonnabend bestimmt der CDU-Landesvorstand den Termin für den Sonderparteitag im März. Hier wird Biedenkopfs Nachfolger nominiert.
Wenn sich de Maiziere vorher auf Regionalkonferenzen den CDU-Mitgliedern vorstellen will, muss er das bis Sonnabend erklären.
Also: Die Uhr tickt.
(Bernd Schullcke)
