BILD-Zeitung Dresden, 24.01.2002
Hier lacht der neue Ministerpräsident
Alle Gegenkandidaten schmissen hin. Der Weg ist frei für Milbradt
DRESDEN. Der nächste Ministerpräsident von Sachsen heißt wohl Georg Milbradt (56)! Das scheint so sicher wie das Amen in der Kirche. Gestern warf Milbradts letzter Gegenspieler überraschend das Handtuch.
Finanzminister Thomas de Maiziere (48, CDU) hatte als einziger noch über eine Kampfkandidatur auf dem Parteitag im März gegen Milbradt nachgedacht. Die anderen Minister winkten schon früher ab.
Gestern CDU-Fraktionssitzung im Landtag. Bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen fand de Maizière herzerwärmende Worte: Er sei kein kalter Technokrat. Die Gerüchte um seine Kandidatur hatten ihm geschmeichelt. De Maizière: „Für dieses wichtige Amt in Sachsen als geeigneter Kandidat genannt zu werden, empfinde ich nicht als ehrenrührig. Im Gegenteil."
Schließlich die klare Absage. Eine Kampfkandidatur gegen Milbradt könnte eine Zerreißprobe für Partei und Fraktion bedeuten. De Maiziere: „Dafür stehe ich nicht zur Verfügung ."
Kurt Biedenkopf (71, CDU) hörte sich alles schweigend an. De Maiziere hatte sich damit buchstäblich in letzter Minute seinen Ministerposten im Kabinett des ungeliebten Milbradt gesichert.
Als weitere Namen für eine Nachfolge wurden noch die Landräte von Delitzsch und dem Vogtland, Michael Czupalla (51, CDU) und Tassilo Lenk (53, CDU), gehandelt. Doch auch von denen tritt keiner gegen Milbradt an. Czupalla: „Mit mir läuft das nicht!" Und von Landrat Lenk kam ein glasklares „Nein".
Damit ist der Weg für Milbradt frei.
(Bernd Schullcke)