Dresdner Morgenpost, 01.02.2002
Hähles Einladung
Kommentar von Stefan Rössel
Dieser Gang ist Flitz Hähle, dem Chef der CDU-Landtagsfraktion, gewiss nicht leicht gefallen. Über Wochen hatte er sich als unermüdlicher Verfechter einer Alternative zu CDU-Chef Georg Milbradt bei der Nachfolge von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf aufgeführt. Gestern begann er öffentlich, sich dem Ungeliebten zuzuneigen.
Vom Herzen sprach er und von der Vernunft, als es ihm um die für den 18. April geplante Wahl des neuen Regierungs-Chefs ging. Es wäre ja so schön, wenn beide dasselbe wollten, sagte er. Aber wer mit dem Herzen nicht dabei sei, müsse wenigstens Vernunft walten lassen. Mit dem Wort war Hähle gestern der Erste, der sich - wohl noch widerstrebend - dem politischen Verstand beugte.
Aber er warnte Milbradt auch noch einmal: „Es gibt keinen Automatismus", der ihm die Mehrheit der CDU-Stimmen im Landtag sichere, wenn er am 9. März vom CDU-Parteitag nominiert wird. Deshalb erwarte er einen eigenen Beitrag des Kandidaten, um alle Abgeordneten in der Fraktion zu gewinnen. Das klingt wie eine Einladung von Hähle an Milbradt, in Hähles Revier für sich zu werben.
(Stefan Rössel)