Sächsische Zeitung, 02.03.2002
Offener Krach um Biedenkopfs Nachfolge
Zwickaus OB Vettermann fordert Milbradt heraus
Um die Nachfolge Kurt Biedenkopfs als Regierungschef Sachsens hatte sich bisher nur einer beworben - Georg Milbradt. Nun steht ein Konkurrent in der Tür. Die CDU schlittert in einen heftigen Streit.
Dresden. Als schädliche "Schnapsidee" bezeichnete der Zwickauer CDU-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Michael Luther die am Freitag bekanntgegebene Bewerbung des Zwickauer CDU-Oberbürgermeisters Dietmar Vettermann um die Nachfolge Biedenkopfs. Vettermann tritt auf dem CDU-Sonderparteitag am 9. März gegen Parteichef Georg Milbradt an.
Der CDU-Landtagsabgeordnete Heinz Eggert warf Vettermann "zerstörerische politische Dummheit" vor, die parteischädigend sei. Staatsministerin und CDU-Landesvize Christine Weber sprach von einer "fragwürdigen Kandidatur". Diese habe nur den Sinn, Milbradt ein schlechtes Ergebnis zu bescheren, um später "den Weg für einen dritten Mann" freizumachen.
Die Bundesunion betrachtet die Auseinandersetzung in der Sachsen-CDU mit Sorge. "Man kann nur hoffen, dass das, was die sächsische Union treibt, nicht in politisches Harakiri ausartet", sagte Eckhardt Rehberg, Ost-Berater des Unions-Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber (CSU). Er verwies auf Entwicklungen in Rheinland-Pfalz und Niedersachsen, wo sich die CDU um die Regierung gebracht habe.
CDU-Landesvorsitzender Georg Milbradt selbst zeigte sich überrascht von der kurzfristigen Gegenkandidatur. Er mahnte fairen Umgang miteinander an. Vettermann hatte Milbradt zuvor die menschliche Eignung für das Amt des sächsischen Ministerpräsidenten abgesprochen. Er kritisierte "die Art und Weise, wie Milbradt am Rücktritt Kurt Biedenkopfs mitgewirkt hat". (SZ/gs/hei/no)