Mitteldeutsche Zeitung, 09.05.2001
Streitaxt des sächsischen Landtages
SPD-Mann Karl Nolle scheut keinen Ärger, nicht mal mit der eigenen Partei
DRESDEN. Er sei kein ängstlicher Typ, sagt der sächsische SPD-Landtagsabgeordnete
Karl Nolle. Ängstlichkeit würde zu dem schwergewichtigen Mann auch nicht recht passen. Er will Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) stürzen, Schluss machen mit den höfischen Gebaren. Seit Februar bombardiert er die Staatskanzlei mit Anfragen zu Biedenkopf, zur Nutzung von Dienstwagen, der Hubschrauberstaffel, zu Mietverhältnissen. CDU-Fraktionschef Fritz Hähle nennt Nolle bereits den "Verunglipfungsbeauftragten" der Opposition.
In der parlamentarischen Debatte schlägt der 56-Jährige weniger die feine Klinge, da bevorzugt er die Streitaxt. Das ist selbst bei den eigenen Genossen nicht immer gern gesehen, doch Nolle ist Ärger mit der Partei gewohnt. Das war schon so, als er noch in Hannover wohnte, wo er 1945 geboren wurde. Die Hannoveraner SPD hatte den Druckereibesitzer 1986 aus der Partei geworfen, weil er eine Zweitstimmenkampagne für die Grünen unterstützte. In jener Zeit hatte er Gerhard Schröder kennen gelernt, dessen Bekanntschaft er sich gelegentlich rühmt. Nach 1990 baute Nolle in Dresden eine Druckerei auf und wurde Präsident der Druckarbeitgeber. Es war Ex-SPD-Landeschef Karl-Heinz Kunckel, der ihn 1998 wieder in die SPD und sein Wahlkampfteam holte, als Vertreter des Arbeitgeberflügels. Das ebnete Nolle den Weg in den Landtag, und nun ist er ein bekannter Mann.
(Ralf Hübner)