Sächsische Zeitung, 03.05.2001
So wohnen andere Regierungschefs
Andere Bundesländer, andere Sitten
DRESDEN. In Niedersachsen seien die Dresdner Vorgänge nicht denkbar, sagt ein Regierungssprecher. Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) übernachte nur zu dienstlichen Anlässen im Gästehaus der Landesregierung - und dann werde er im Verhältnis deutlich stärker zur Kasse gebeten als Biedenkopf.
Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) zahlt zwar keine Miete, wohnt aber "auf unsicherem Boden" - in einem Potsdamer Haus, das er 1982 für rund 20 000 DDR-Mark erwarb. Im Juli 1990 kaufte er dann noch das Grundstück dazu - für 13 480 DDR-Mark. Letzteres ist aber nicht auf seinen Namen im Grundbuch eingetragen, weil vorher ein Rückgabeantrag gestellt wurde.
Die meisten Ministerpräsidenten ziehen sich nach Feierabend in ihre eigenen Gemächer zurück, so der Regierungschef von Mecklenburg- Vorpommern, Harald Ringstorff (SPD): Er und seine Frau wohnen in einem Häuschen nordöstlich der Landeshauptstadt, gelegen in einem 100-Seelen-Dörfchen an einem See. "Es gibt dort weder Gärtner noch Köche", sagte ein Sprecher. Auch eine Dienstvilla gibt es trotz der 1 000 Schlösser und Herrenhäuser in dem Bundesland nicht.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) wohnt im Eigenheim, ebenso wie NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement oder Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis (beide SPD) - sie hat allerdings noch eine kleine Dienstwohnung im Gästehaus der Landesregierung. "Nur in Ausnahmefällen" steige Simonis dort ab - in den "eineinhalb Zimmern, nicht der Rede wert", sagt ein Sprecher.
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) verzichtet auf das offizielle Gästehaus und wohnt lieber im heimatlichen Steinfeld in der Südpfalz. In Mainz habe er eine Privatwohnung, Miete und Putzfrau zahle er selbst, hieß es. Hessens Roland Koch (CDU) wohnt statt in der Wiesbadener Dienstvilla in Eschborn. Den Saarländer Peter Müller (CDU) zieht es nach Feierabend ins Privathaus zu Ehefrau und Kindern, ebenso geht es Sachsen-Anhalts Regierungschef Reinhard Höppner (SPD).
Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) logiert in einer Privatwohnung, ebenso wie sein thüringischer Amtskollege und Parteifreund Bernhard Vogel. Bayerns Regierungschef Edmund Stoiber (CSU) lässt sich nach der Arbeit ins in der Nähe von München gelegene Wolfratshausen fahren. Dort steht sein Einfamilienhaus. Auch Hamburgs Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) genießt die Freizeit im Eigenheim.
(dpa)