Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 09.06.2001

Biko: Roßberg ist Schrott

Großes Finale mit Polit-Prominenz beim OB-Wahlkampf
 
DRESDEN. 15 Uhr, Prager Straße. Noch ist nichts vom Duell Wagner gegen Roßberg zuspüren. Nur ein paar CDU-Helfer stellen die Bänke auf. „Für unsere älteren Gäste", wie CDU-Wahlmanager Dietmar Haßler versichert. Auf der Bühne versucht die Band „Hotspurs" mit heißen Rhythmen die Wagner-Party gebührend anzukündigen. Aber kaum jemand bleibt stehen - noch ist der Amtsinhaber nirgends zu sehen. Wagners Ehefrau Pia ist für den Sieg am Sonntag aber schon aktiv. „Einer von den beiden ist mein Mann", erzählt sie den Passanten und drückt ihnen eine Karte in die Hand - mit „meinem Herbert" und August dem Starken.

Erst um 16.30 Uhr kommt Wagner geeilt: Sofort schnappt er sich einen Strauß Rosen und beginnt mit Straßen-Wahlkampf. „Ich möchte auch ein Autogramm", sagt Lissy (13). Wagner schnappt sich brav den Stift und schreibt: „Für Lissy alles Gute. H. Wagner". So macht er eine Frau nach der anderen glücklich. Zwischendurch noch ein Interview für den MDR: „Ich werde gewinnen", strahlt er selbstsicher in die Kamera. Überhaupt scheint Wagner lockerer als sonst. Die Strapazen des Wahlkampfs sind ihm nicht anzusehen.

16.57 Uhr kommt endlich Ministerpräsident Kurt Biedenkopf. Er ist der Promi, der für Wagner im Endspurt noch einmal alles klar machen soll. Gemeinsam besteigen sie die Bühne. Wagners Rede vor rund 1000 Dresdnern - vom Blatt abgelesen - ist die gleiche, die er schon dutzendfach in diesem Wahlkampf gehalten hat: „Ich werde Dresden unter die ersten deutschen Städte führen." Die Zuschauer sind begeistert, applaudieren. Nur rund 30 Jugendliche brüllen dazwischen und versuchen, seine Rede zu stören.

Biedenkopf tritt um 17.26 Uhr ans Rednerpult und pöbelt so richtig los: „Herr Roßberg wird in Wuppertal noch im Juni abgewählt. Und SPD. und PDS empfehlen uns jetzt, diesen Schrott aus Wuppertal zu wählen. Der Mann ist inkompetent und unzuverlässig." Und weiter: „Mit der Wahl von Herbert Wagner wird gewährleistet, dass die SED nicht wieder an die Macht kommt." Und an Franz Müntefering: „Dass dieser Mann uns eine SPD-PDS-Koalition empfiehlt, ist ein Skandal."

Genug gepöbelt, um 17.50 Uhr steigen 100 Luftballons auf: Der Wahl-Endspurt ist vorbei. Doch Wagner muss noch fast eine Stunde Autogramme schreiben.

Karl Nolle im Webseitentest
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