Karl Nolle, MdL

BILD-Zeitung Dresden, 11.06.2001

Roßberg hat Nase vorn

Jetzt kommt Stichwahl
 
DRESDEN. „Heute sollte der Tag der Entscheidung sein, er ist es noch nicht gewesen", fasste ein enttäuschter Oberbürgermeister Dr. Herbert Wagner (52, CDU) den dramatischen Wahltag zusammen. Nach der Auszählung aller 396 Wahlbezirke lag sein schärfster Herausforderer Ingolf Roßberg (40, FDP) mit 47,04 Prozent der Stimmen vorn, Wagner dahinter mit 42,8 Prozent. Nun sind alle gespannt auf die Stichwahl in 14 Tagen.

„Ich bedanke mich bei meinen Wählern. Bitte gehen Sie wieder zur Wahl", rief Ingolf -Roßberg im Plenarsaal. des Rathauses seinen jubelnden Anhängern zu. Neben ihm strahlte Ehefrau Astrid (37). „Eine katastrophale Niederlage für die aktuelle Politik", triumphierte Dr. Dietrich Hermann (38), Sprecher der Bürgerinitiative „OB für Dresden".

Lange Gesichter dagegen bei der CDU. „Es ist noch nichts entschieden", sagte Wagner tapfer. „Ich werde das eigene Lager mobilisieren." Und zum Ergebnis: „Die Umfragen zu meinen Gunsten waren falsch oder schädlich."

Auf die Frage „hat der Ministerpräsident Ihnen beim Wahlkampf geschadet", antwortete der OB: "Ich weiß es nicht. Die Analysten werden es mir sagen.“ Kurt Biedenkopf (70, CDU) nannte Roßberg kurz vor der Wahl "Schrott aus Wuppertal", sorgte damit für Kritik auch aus den eigenen Reihen.

„Wagner hat eine Schlacht verloren, aber noch nicht den Krieg", sagte ein älterer Rentner. Auch das Roßberg Lager ist für den zweiten Wahlgang „zuversichtlich, aber nicht übermütig." Mit Recht, denn im Saal freute sich leise eine Frau, die viele als "heimliche Wahlgewinnerin" sehen - Friederike Beier (57). Die parteilose Ärztin holte immerhin 8,7 Prozent der Stimmen.

Sie könnte in zwei Wochen zum „Zünglein an der Waage" werden. Tritt sie noch mal an oder unterstützt sie Roßberg? „Nichts ist ausgeschlossen. Ich werde mich mit meinem Team beraten. Wer mit mir sprechen will, kann das tun."
(W. Müller und D. Schlüter)

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