BILD-Zeitung Dresden, 13.06.2001
"Die Wähler wollen mich im Rathaus"
Berghofer ist überzeugt
DRESDEN. Monatelang hatte er die Dresdner an der Nase herumgeführt. Kandidat oder nicht Kandidat für den Chefsessel im Rathaus? Wolfgang Berghofer (58, parteilos), der frühere SED-Bürgermeister – jetzt ist er, wieder völlig überraschend angetreten.
„Ich kandidiere für die Dresdner Oberbürgermeisterwahl." Berghofer gestern - ein Satz, der das Rathaus in Aufregung versetzt! Am 24. Juni tritt er nun doch an, beendet ein fast zweijähriges hin und her. Will er zurück ins Rathaus? „Nicht ich will - die Wähler wollen es," ist erüberzeugt.
Stadtsprecher Ulrich Höver (38) gestern Abend: „Uns liegt ein Fax vor, unterschrieben von Wolfgang Berghofer. Damit reicht er offiziell seinen Wahlvorschlag beim Wahlamt ein.“
Rückblick: Bei der Wahl am Sonntag hatte keiner der Bewerber die Mehrheit erreicht. Deshalb wird noch einmal abgestimmt.
Angelika Gorzitze (50) von der Stadt: „In Sachsen wird, anders als im Westen, nicht nur zwischen den besten Kandidaten der 1. Runde entschieden. Sondern es Ist eine völlig neue Wahl, zugelassen sind auch neue Bewerber."
Sie müssen nur 240 Unterschriften von Unterstützern vorweisen, Berghofer will sie heute ins Rathaus bringen. Aber warum tritt er nun an, nachdem er im Mai noch abgewinkt hatte?
Sein Sprecher Thomas Krafczyk (51): „Er hatte abgelehnt, weil er nicht mit Unterstützung der PDS antreten wollte. Dort ist er 1990 ausgetreten. Jetzt hat die PDS ja einen anderen Kandidaten."
Ingolf Roßberg (40, FDP), der von SPD, FDP, Grünen, PDS und einer Bürgerinitiative unterstützt wird. Er bekam bei der Wahl 47 Prozent der Stimmen. Amtsinhaber Herbert Wagner (52, CDU) erreichte nur 42,8 Prozent.
Nun wird spekuliert: Hat Wagner höhere Chancen, weil Berghofer und Roßberg sich die „linken Wähler“ teilen müssen? Haben die Dresdner Berghofers Kapriolen satt – oder belohnen sie seine Rückkehr? Auch (oder will) hinter ihm keine Partei steht?
In zwei Wochen wissen wir mehr....
