Karl Nolle, MdL

DNN, 23.06.2001

Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte

Kommentar von Dirk Birgel
 
DRESDEN. Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte. Zwei Bilder erst recht. Es sind zwei Aufnahmen, die sehr viel über die handelnden Personen verraten. Bild Nr. 1 zeigt Oberbürgermeister Herbert Wagner, der am Postplatz der Opfer des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 gedenkt. Bild Nr. 2 zeigt Herausforderer Ingolf Roßberg der ein paar hundert Meter weiter auf der Prager Straße den Händedruck vollzieht mit PDS-Ikone Gregor Gysi. Und das kurz nachdem der PDS-Landesvorsitzende Peter Porsch den Mauerbau als friedenserhaltende Maßnahme gerechtfertigt und die Toten verhöhnt hatte.

Roßberg lächelt breit und macht artig einen Diener. Seine Befürworter nennen das berechnende Taktik. Ich nenne das skrupellos. Roßberg zeigt in diesem Moment sein wahres Gesicht: Er will Oberbürgermeister von Dresden werden. Alles andere ist ihm Wurscht! Er weiß, gegen die PDS hat er keine Chance - nur mit ihr. Aber natürlich geht es ihm erst um Dresden, erst danach kommt die Parteipolitik.

Dass diese Parteien seinen Wahlkampf finanzieren und im Falle eines Sieges auf Gegenleistung pochen werden, ignoriert der Wahl-Wuppertaler nach außen hin konsequent. Draußen, da ist er der Mann, der alles kann. Der Jugend verspricht er mehr Geld, Schulschließung gehen mit ihm nicht gegen die Betroffenen. Kindergärten bekommen Finanzspritzen für Sanierung und Betreuung. Wie er seine ganzen Versprechen finanzieren will, verschweigt der Populist professionell. Allenfalls produziert er Worthülsen wie „mehr EU-Mittel ranschaffen ". Roßberg erinnert an einen Mann, der kleine Kinder mit bunten Bonbons anlockt, um ihnen anschließend Schauermärchen zu erzählen.

Und Wagner? Der bleibt, was typisch für ihn ist, beängstigend zurückhaltend. Weiß offenbar kein Mittel, die Stimmung, vieles laufe in Dresden schlecht, zu kippen. Selbstverständlich hat die Stadt ein Finanzproblem, natürlich sind viele Straßen, Schulen, Kindergärten noch in einem jämmerlichen Zustand. Aber warum? Wegen Wagner? Oder war da mal was? 40 Jahre Sozialismus, vielleicht? Verantwortet von der Partei, deren Nachfolgerin heute die Werbetrommel für Roßberg rührt. Aber bleiben wir in der Gegenwart. Es gibt einiges zu kritisieren. Nur welche größere Stadt im Osten hat die Dresdner Probleme nicht? Keine einzige! Aber welche Stadt im Osten hat im Gegenzug das, was Dresden hat? Die modernste Mikroelektronik Europas, erstklassige Perspektiven in der Biotechnologie, eine hervorragende Hochschullandschaft, eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten, eine Automobilschmiede. Das alles ist nicht allein Wagners Verdienst, aber er hat seinen Anteil daran. Er hat vor allem viele Widerstände überwunden. Und die Widerständler waren oftmals namentlich Roßberg und seine Unterstützer.

Quo vadis, Dresden?
Ein spannendes Wochenende
Ihr Dirk Birgel

Karl Nolle im Webseitentest
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