Karl Nolle, MdL

DNN, 06.05.2000

OB-Kandidat Berghofer ist der SPD zu heiß

Funktionäre wiegeln ab: Wahlfälscher nicht vermittelbar
 
DRESDEN. Wolfgang Berghofer ist in den vergangenen Wochen bei SPD und PDS als Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl 2001 im Gespräch gewesen. Führende Sozialdemokraten bestätigten, dass der Name des letzten SED-Oberbürgermeisters neben anderen in SPD-Kreisen gefallen ist. PDS-Chefin Christine Ostrowski sagte, Berghofer sei in ihrer Partei "auch eine Überlegung gewesen".
Gremien der Sozialdemokraten haben sich laut SPD-Chefin Marlies Volkmer nicht für Berghofer ausgesprochen. Sie bestätigte indes, dass sein Name im inoffiziellen Teil einer Vorstandssitzung des SPD-Unterbezirks Dresden/Elbe/Röder gefallen sein kann. Karl Nolle, ihr Kollege aus der SPD-Landtagsfraktion, berichtete den DNN von "einzelnen Leuten", die Berghofer ins Gespräch gebracht und dies lanciert hätten. Berghofer war gestern Nachmittag in seinem Berliner Unternehmen nicht zu erreichen.
Während die CDU am 7. Juli ihren OB-Kandidaten aufstellt, sehen die Oppositionsparteien keine Eile. Bei Parteitagen von SPD und PDS in den nächsten Wochen steht das Thema nicht auf der Tagesordnung. Volkmer hielt eine Nominierung nach der Sommerpause für ausreichend und sah dazu "noch ziemlichen Klärungsbedarf". Sie sprach von "mehreren Kandidaten, die geeignet wären". Anders sah das Karl Nolle: "Je länger man wartet, desto schwieriger."
Die PDS entscheidet sich nach Angaben ihres Fraktionschefs im Stadtrat, Ronald Weckesser, voraussichtlich im Oktober. "Ein langer Wahlkampf verschleißt bloß Kräfte", sagte er den DNN. Bei den Grünen soll die OB-Wahl ein Thema der Fraktionsklausur in der nächsten Woche sein.
Weckesser und PDS-Chefin Ostrowski hielten den parteilosen Berghofer trotz seines Austritts aus der SED-PDS 1990 bei ihren Wählern für durchsetzbar. Bei den Sozialdemokraten hingegen gab es große Zweifel, ob die SPD-Basis einen solchen Kandidaten tragen würde. Der Chef der Stadtratsfraktion, Andreas Herrmann, hielt es nicht für vermittelbar, "dass wir eine Altlast aufstellen." Er könnte Berghofer seine Stimme nicht geben, sagte er den DNN. Auch Albrecht Leonhardt, der 1994 für die SPD antrat, lehnte Berghofer ab: Dessen Renaissance betrachte er "vorsichtig ausgedrückt als äußerst ungeschickt". Nolle sah in einer Nominierung eine Angriffsfläche für die CDU - "da gäbe es bei jeder Veranstaltung "Wahlfälscher"- und "Stasi"-Sprechchöre der Jungen Union.
PDS-Mann Weckesser hielt wie die Sprecherin der Grünen im Stadtrat, Eva Jähnigen, einen gemeinsamen Oppositionskandidaten für unabdingbar, um die CDU an der Stadtspitze abzulösen. Berghofer als Kandidaten konnte sich Jähnigen jedoch nicht vorstellen. Noch im April hat es laut Weckesser Gespräche mit SPD und Grünen über eine Kandidatur des inzwischen in Dortmund zum Dezernenten gewählten Kulturbürgermeisters Jörg Stüdemann gegeben.
(Stefan Alberti)

Karl Nolle im Webseitentest
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