DNN, 12.03.2001
Show als Bewerberduell für Wahl
Wählervereinigung Freie Bürger will eigenen Kandidaten
DRESDEN. Ein echter und ein als Spaßkandidat betrachteter Bewerber für die Oberbürgermeisterwahl treffen am 5. April im Kabarett Breschke & Schuch aufeinander – einer als Moderator, einer als Gast einer Talkshow. CDU-Mann Herbert Wagner will sich den Fragen von Mario Thiel stellen, Kopf von „Vorsicht Thiel!“. Das bestätigte das städtische Presseamt am gestrigen Freitag. Schon Dienstag soll der OB bei der Wählervereinigung Frei Bürger vorbeischauen – dem Vernehmen nach, um die eher CDU-nahe Gruppe um Stadtrat Franz-Josef Fischer von einem eigenen weiteren Bewerber neben ihm und Ingolf Roßberg abzubringen.
Thiel hatte vor einem Monat erklärt, er sei zur Kandidatur bereit, um eine Alternative zu Wagner zu bieten. Dieses Angebot hält er aufrecht, obwohl die Resonanz gering ausfiel und in der Zwischenzeit FDP-Mann Roßberg, der mit der SPD im Rücken für die Bürgerinitiative „OB für Dresden“ antritt, soll zugesagt haben, ob sie ihn unterstützt.
Auf Thiels Internetseite fanden sich bis gestern im virtuellen Gästebuch nur zwölf Einträge zum Kandidatur-Angebot. Er habe aber zahlreiche Anrufe erhalten, sagte Thiel, der sein Angebot nicht als Werbegag, sondern als echte Alternative verstanden wissen will. Bewerber in Wartestellung will er zumindest bis zu den Mitgliederversammlungen der FDP und der PDS bleiben. Beide Parteien wollen Ende April klären, wen sie bei der OB-Wahl unterstützen. Bei der PDS heißen die Alternativen Roßberg, Ex-Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer und Alt-Parteichefin Christine Ostrowski, bei der FDP Roßberg, ein eigener oder kein Bewerber.
Die Wählervereinigung Freie Bürger denkt nach Angaben ihres Chefs Franz-Josef Fischer – im Stadtrat Mitglied der FDP/DSU-Fraktion – schon seit Monaten über einen eigenen Kandidaten nach. Am konkretesten seien die Gespräche mit dem später nach Düsseldorf abgewanderten Chef des städtischen Wohnungsbauunternehmens Südost Woba, Heinz Kruse, gewesen. „Den hatten wir schon an der Angel“, sagte Fischer den DNN.
Die bürgerliche Wählervereinigung, für die bis 1999 die Promis Klaus Sammer und Bernd Aust im Stadtrat saßen, will sich nach seinen Angaben auch beim Besuch von OB Wagner am Dienstag nicht von einem eigenen Bewerber abbringen lassen. Zum Vergleich: 1994 traten neun Kandidaten an: acht Männer und die damalige PDS-Chefin Christin Ostrowski, an. Fischer: „Dresden mit nur zwei Kandidaten wäre traurig.“
(Stefan Alberti)