Karl Nolle, MdL

Lichtdruck: "Die besten Drucker der Welt"

Mit dem Runzelkorn zu echten Halbtonwerten

Lichtdruck

Semper Oper, Frauenkirche, Blaues Wunder - die Wahrzeichen Dresdens kennt man in der ganzen Welt. Ebenso einzigartig, aber weitaus weniger bekannt ist die "Lichtdruck-Werkstatt Dresden", die heute in der Bärensteiner Straße 30 als "arbeitendes Museum" angesiedelt ist.

Die Geschichte dieses Traditionsbetriebs ist ebenso wechselvoll wie faszinierend. Weltkriege und real existierenden Sozialismus haben die tonnenschweren Druckmaschinen, die soviel filigranes Können erfordern, mit Glück überstanden. Im Zeitalter des Computers jedoch gelten sie als unrentabel und uneffektiv, obwohl selbst modernste Technologien bis heute nicht in der Lage sind, Drucke von solcher Brillianz und Farbgenauigkeit hervorzubringen.

Nach wie vor gehört der Lichtdruck zu den wenigen Verfahren, die echte Halbtöne übertragen können. Die Zukunft des einzigartigen Museums, das sich heute in Privatbesitz befindet und ohne jede staatliche Hilfe auskommen muß, ist unsicher.

Josef Albert - Fotograf mit Unternehmergeist

Seit den Anfängen der Fotografie war man auf der Suche nach einem Verfahren zur Vervielfältigung der Bilder. In Perfektion gelang dies vor etwa 130 Jahren dem bayerischen Hoffotografen Joseph Albert in München. Der von ihm zur Serienreife entwickelte Lichtdruck basierte auf einer Vermischung von foto- mit drucktechnischem Know-how. Über den Verkauf von Lizenzen und Lehrgängen exportierte Albert im Stil eines modernen Franchise-Unternehmers seine Technik in die ganze Welt. Mit diesem Verfahren war es erstmals möglich, auch mehrfarbig zu drucken.

Der Lichtdruck hält Einzug in Dresden

Schon sehr bald kam der Lichtdruck auch nach Dresden. Die Firmen May & Co. und Stengel produzierten lange Zeit nach diesem Verfahren. Während erstere sich auf die Herstellung von Heiligenbildern und Kitschdrucken spezialisierte, setzte letztere auf den Postkartendruck. Mit der Erfindung und Etablierung des Offsetdrucks verlagerte sich der Schwerpunkt des Lichtdrucks hin zur Reproduktion von Fotografien, Handschriften, Grafiken und Bildern. Dies sicherte dem Lichtdruck in Dresden auch das Überleben nach dem Zweiten Weltkrieg. Angegliedert an den "Grafischen Großbetrieb Völkerfreundschaft" produzierte die Lichtdruckerei auf höchste Weisung hochwertige Reproduktionen, die als Gastgeschenke bei Staatsbesuchen oder für den Verkauf in den Westen eingesetzt wurden.

Auf dem Weg zum Museum

Nach der Wende wurde das Unternehmen privatisiert, und der ehemalige Werkstattleiter übernahm den Betrieb von der Treuhand. Zu den vielen kleineren und größeren Problemen mit denen jedes Unternehmen gerade in einer Phase des Umbruchs zu kämpfen hat, kamen noch die betrügerischen Machenschaften eines Westverlegers, die den Betrieb 1993 schließlich in den Konkurs führten

Als wahres Glück für den Lichtdruck erwies sich der Umstand, daß die ehemaligen Hannoveraner Karl und Christa Nolle, Inhaber des Druckhauses Dresden, der heute wohl modernsten Druckerei in Ostdeutschland, davon hörten. Nach einer Besichtigung der historischen Druckwerkstatt entschlossen sie sich dazu, die dem Untergang geweihte Traditionstechnik - die Maschinen standen kurz vor der Verschrottung - zu retten. Zum symbolischen Preis von 1 Mark erwarben sie von der Sparkasse das komplette Inventar der Lichtdruckerei und investierten über 1 Million in den Erhalt dieses Weltkulturerbes.

Ein abenteuerlicher Umzug

Der Umzug in die neuen Räume - das Lichtdruck-Museum ist heute im Souterrain des Dresdner Druckhauses angesiedelt, wo auch die Dresdner Stielow-Niederlassung ihr Domizil hat - geriet zu einem echten Abenteuer. Da sich niemand zutraute, die tonnenschweren Druckmaschinen auseinander- und vor allen Dingen wieder zusammenzubauen, mußten sie im ganzen transportiert werden: organisatorisch wie finanziell ein Kraftakt.

Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Dank des großen Einsatzes von Karl Nolle blieben wenigstens vier der ursprünglich acht historischen Druckmaschinen erhalten.

Im März 1994 war es dann soweit, Die Lichtdruck-Werkstatt konnte als "arbeitendes Museum" eröffnet werden und erwirtschaftet einen Teil seines Unterhalts selbst.

Heute ist das Schmuckstück, das von Dietmar Günther ebenso engagiert wie fachkundig betreut wird, eine echte Rarität, denn nur noch wenige Werkstätten weltweit sind in der Lage, dieses Kunsthandwerk auszuüben.

Text: erschienen in Nachdruck 07/1998

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