Mango, Zeitschrift für Kneipe und Kultur in Dresden, 11.03.2000
Zwischen den Zeilen - eine hinreißende Tanzmatinee
Tanzimprovisation der Palucca-Schule im DRUCKSAAL
DRESDEN. Wie man in einem eher als Kulturbrache verrufenen Stadtteil beleben kann, macht die Dresdner Bürgergesellschaft für Kulturförderung e.V. allen vor, die immer nur Geld vor Engagement stellen. Mit ihrer sporadischen Veranstaltungsreihe "Kultur im Drucksaal" im Maschinensaal des Druckhauses in der Bärensteiner Straße hat der Verein es binnen kurzer Zeit geschafft, ein Publikum anzuziehen, das Abwechslung liebt.
Am ersten Märzsonntag zeigten beispielsweise sieben hochmotivierte Tänzerinnen und Tänzer der Palucca Schule ihr Können zwischen den Hightech-Druckmaschinen. Prof. Hanne Wandtke, die in der Nachfolge von Gret Palucca lmprovisation und Ausdruckstanz an der deutschlandweit einzigen Hochchule für Tanz lehrt, machte einige Anmerkungen zum Profil des Instituts und der Matinee. Für rund 60 Minuten waren knapp 150 Zuschauer Augenzeuge, wie junge Tanzeleven ohne eine ausgefeilte Choreographie dem anspruchsvollen Thema "Zwischen den Zeilen" ständig wechselnde Aspekte abzugewinnen verstanden.
Bewegungsabläufe, die in ihrer abgehackten roboterhaften Motorik an das Funktionieren von Hochleistungsmaschinen erinnerten wechselten mit menschlichen Verhaltensweisen, bei denen Zuneigung, Liebe aber auch Eifersucht und immer wieder Verwandlung und Anpasssung dominierten . Einfallsreich vor allem, wie die Studenten mit Papier umzugehen verstanden, in Form von rasch gefalteten Verhüllungen oder phantasievollen Blumengebilden, die als kurzlebige Requisit mit in die Tanzfiguren eingebunden wurden. Begeisterter Applaus und Rosen für die (noch) namenlosen jungen Tanzkünstler am Ende.
Freude darüber war auch dem Gastgeber und Vorsitzenden der Dresdner Bürgergesellschaft für Kulturförderung e.V.,
Karl Nolle, anzusehen, der von dieser Stelle aus den DRESDNER SINFONIKERN zum "Kulturförderpreis der Landeshauptstadt Dresden 2000" gratulierte und daran erinnerte, dass die seit zwei Jahren erfolgte Unterstützung der Musiker für ihre aus dem üblichen Rahmen fallenden Vorhaben erste Früchte tragen. Ganz abgesehen davon, dass sie mit Uraufführungen und Städtetourneen bereits auf sich aufmerksam gemacht haben.
(Dieter Zumpe)