Wie jemand im Regen stehen blieb - Die Affäre Eggert-Heitmann
Es war eine schwere Anschuldigung, die Ronny P. da machte. Im Juni 1997 zeigte er den ehemaligen Innenminister Eggert an, dieser habe einen Dresdner Kinderschänderring vor einem Polizeieinsatz gewarnt und sich selbst an Minderjährigen vergangen. Seit 1996 suchte man bereits nach einer undichten Stelle im Polizeiapparat, weil man auf wundersame Weise bei Razzien und Beschlagnahmungen häufig nur kurzfristig gelöschte Festplatten vermeintlicher Mitglieder des Kinderschänderrings gefunden hatte. Die zuständige Staatsanwältin beabsichtigte auf die Anschuldigungen hin, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten, wurde jedoch wegen der immunitätsrechtlichen Aspekte hingehalten - Eggert ist schließlich Abgeordneter. Die Akte wanderte im September 1997 hoch zum Generalstaatsanwalt. Und dann passierte erst mal gar nichts. Die Generalstaatsanwaltschaft forderte bloß weitere (Vor-)Ermittlungen an, allerdings außerhalb eines geordneten strafrechtlichen Verfahrens.
Warum bloß? Ganz einfach: Solange ein Ermittlungsverfahren nicht begonnen ist, muss man den noch nicht Beschuldigten auch nicht in Kenntnis über Vorwürfe und Vorermittlungen setzen. Eggert selbst also erfuhr nichts von der Erstellung der Phantombilder sowie der Vernehmung von Zeugen zu den unglaublichen Vorwürfen seine Person betreffend. Wer nichts weiß, kann sich nicht wehren.
Bis es offensichtlich einem an den Vorermittlungen Beteiligten zu bunt wurde. Die lokalen Zeitungen berichteten Anfang 1998 von der delikaten Angelegenheit - Eggert selbst tobte bei der Staatsanwaltschaft und innerhalb von 3 Stunden entschied man nach "Rücksprache" mit dem Justizministerium, dass ein Ermittlungsverfahren nicht in Betracht komme.