Beilrode-Arzberg
Ein Treffen 1992 im Landesgestüt Graditz sollte weitreichende Folgen haben. Dort besprachen sich Hans Werner Schmöle, ehemaliger CDU-Bundestagsabgeordneter und Hermann Kroll Schlüter, Staatssekretär im Sächsischen Umweltministerium. Eigentlich sollte es nur um zu verwertenden Klärschlamm gehen, doch dann wurde man konkreter. Vielleicht einen " abgesoffenen" Zweckverband retten, der zwar voller Fördermittel, aber noch ohne funktionierendes Abwassernetz war und der führungslos dahinvegetierte?
Ein Problemfall zur "Schmöleschen Lösung" seines eigenen Finanzproblems war schnell gefunden: der Zweckverband Beilrode Arzberg. Dort hatte man im Vertrauen auf Fördermittel, die später auch kamen, wild drauf losgeplant und gebaut. Die Akteure vor Ort hatten, wie so viele in den Umbruchzeiten, mit einer Sache zu tun, von der sie ehrlicherweise wenig Ahnung und keinerlei Erfahrung hatten. Planungen, Rechnungen, Kalkulationsunterlagen wurden in Schuhkartons gelagert.
Insgesamt hatte man nahezu 40 Mio. DM (20,45 Mio. Euro) Fördermittel verbuddelt, ohne eingehend geprüft zu haben, ob die Maßnahmen überhaupt förderfähig waren. Alsbald drohte die erste Zinsrate für den KfW-Kredit fällig zu werden, und die Bürger wehrten sich auch noch gegen das Anliegen, dafür Beiträge und Gebühren zu zahlen.
Da also trat Hans Werner Schmöle auf den Plan und offerierte den Einsatz von Privatkapital, um den "unfinanzierbaren Aufwand" zu bezahlen. In den Verbandsversammlungen hatte er schon einen ordentlichen Eindruck hinterlassen: Er habe die direkten Kontakte zur Staatsregierung, das Projekt sei an oberster Stelle angebunden. Im Grunde sei alles schon in Dresden geregelt.