Ein Freund, ein guter Freund...
Die Affäre um das Behördenzentrum in Leipzig Paunsdorf hat den Freistaat über mehrere Jahre hinweg beschäftigt. Kurz nach der Wende, als die Einkaufszentren auf der grünen Wiese noch für Goldgruben gehalten worden, kündigte der Kölner Unternehmer Heinz Barth eine Millioneninvestition am Rande von Leipzig an. Mit einem riesigen Einkaufszentrum wollte er die Stadt beglücken. Schnell stellte sich heraus, Barth genoss die Unterstützung des gerade ins Amt gekommenen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf. In der Zwischenzeit jedoch gelangte die Stadt Leipzig zu der Erkenntnis, dass es der Einkaufszentren am Stadtrand genug gäbe. Deshalb genehmigte sie das von Barth geplante Projekt nur unter zwei Auflagen: Erstens musste die Größe des Einkaufszentrums deutlich verringert werden und zweitens bestand die Stadtverwaltung auf einer Mischnutzung der vorgesehenen Fläche. Barth konnte sein Einkaufszentrum in Paunsdorf also nur bauen, wenn er gleichzeitig einen Bürokomplex mit errichten würde.
An dieser Stelle nun sprang sein Freund Kurt Biedenkopf ein. Die beiden kannten sich bereits seit vielen Jahren. So sponserte Barth 1990 einen Lehrstuhl für Biedenkopf an der Universität Leipzig, in Bonn förderte er großzügig ein von Biedenkopf gegründetes Forschungsinstitut. Mehr als einmal reiste Biedenkopf mit Barths Firmenjet durch halb Europa. Die Zeit für Gegenleistungen war gekommen. Diese sollten die Form von langfristigen Mietverträgen für den Paunsdorfer Bürokomplex haben. Der Plan von Barth sah folgendermaßen aus: Das Einkaufszentrum wollte er schon gerne bauen, doch der Bürokomplex schien ihm angesichts der ausufernden Bautätigkeit Anfang der 1990er Jahre ein unsicheres Projekt. Anders würde es natürlich aussehen, wenn der Freistaat Sachsen Behörden in Barths Bürokomplex unterbringen würde.